top of page

AUFFÜHRUNGEN 2021

Horváth – Eine Unbekannte aus der Seine

Ein kleines Viertel einer Grossstadt. Seitengassen. Blumen. Rosen, die Welt der kleinen Leute. 

In der Komödie «Eine Unbekannte aus der Seine» (1933) greift Ödön von Horváth einen ungeklärten Kriminalfall auf – das Motiv einer schönen, nicht identifizierten Wasserleiche, deren Totenmaske in den 1920er-Jahren die Wände der Pariser Wohnungen schmückte. Wie mag sich das Schicksal der jungen Frau mit dem toten Lächeln abgespielt haben? 

Horváth führt die Unbekannte in ein Panoptikum von Figuren, die sich während der Wirtschaftskrise im Kampf um ihre Existenz in Doppelmoral, Ganoventum und erpressbarer Liebe verfangen. Er spinnt eine bittere Posse um die mittellose Unbekannte, die sich in die Fluten der Seine stürzt und deren tausendfach reproduzierte Totenmaske in den Wohnzimmern hängt. 

Horváth bringt das kleinbürgerliche Milieu mit seinen Alltagssorgen und seinem Jargon auf die Bühne. Er zeigt die Zustände, die den Menschen trostlos machen. Es sind glücklose Charaktere, die auf der Suche nach Glück und einem besseren Leben oftmals zu allem bereit sind. Sie handeln mit List – aus Verzweiflung oder Kalkül. Die Katastrophe des 20. Jahrhunderts steht vor der Tür. Doch spielt sich der Lebenskampf der Figuren in einer nahezu heiteren Oberflächlichkeit ab. Es ist eine komische Skurrilität, die Ödön von Horváths Komödie auszeichnet.

Ödön von Horváth

«Pessimist sein und trotzdem gütig», das sei die grosse Aufgabe eines Schriftstellers. Mit diesen Worten erinnert Walter Mehring in einem Gespräch an die «wunderbare südliche Gestalt» eines Menschen voller Humor, Humanität und einer Art Melancholie.

Ödön von Horváth (1901–1938) sah sich selber als «Chronist seiner Zeit». Er warnte vor dem Faschismus und war eine Stimme der Menschlichkeit: «Man kennt Ödön von Horváth. Man kennt sein berühmt gewordenes Drama «Geschichten aus dem Wiener Wald», ein Stück voll starker boshafter Ironie, ein Stück, das den Autor selbst am besten kennzeichnet. Denn er war ein starker Mensch, leichtfertig scheinbar, kindlich und boshaft und mit der scharfen Beobachtungsgabe ausgestattet, die Kinder besitzen», so Joseph Roth in der Grabrede vom 3. Juni 1938. 

Mit der Aufführung von Ödön von Horváths Komödie «Eine Unbekannte aus der Seine» im Theater Bau3 vom 25. Juni - 3. Juli 2021 und einer Lesung aus seinen Novellen und «Sportmärchen» führen die Schauspielerinnen und Schauspieler der Projekt Bühne Basel das Publikum in die Welt eines grossen Bühnenautors und Zeitkritikers ein.

Zur Inszenierung

Die Projekt Bühne Basel inszeniert Horváths Komödie «Eine Unbekannte aus der Seine» zwischen Spiel und Ernst, mit Nähe zum Werk und zum Autor. Der Fokus auf Horváths Sprache und auf die dramaturgisch geprägte Spielführung zeichnet das Aufführungskonzept der freien Theatergruppe aus, welche sich dem «Theater des Schauspiels» verpflichtet fühlt. 

Mit ihren Inszenierungen will die Projekt Bühne Basel dem Publikum eine alternative Erlebnisqualität zum Theater grosser Bühnen vermitteln: die Aufführungen finden in kleinen Theatersälen statt, die nebst der Nähe zu Werk und Autor auch die Nähe zum Publikum zulassen. 

Mit der Produktion «Horváth – Eine Unbekannte aus der Seine» initiiert die Projekt Bühne Basel ab Juni 2021 neu eine Veranstaltungsreihe für junge Schauspieler/innen. Zum Auftakt stellt sie Ödön von Horváths selten aufgeführtes Theaterstück in den Fokus wie auch seine wenig bekannte Prosa mit einer Lesung aus den Novellen und «Sportmärchen».

Theateraufführungen

Horváth – Eine Unbekannte aus der Seine

Kulturraum Bau3, Basel | 25. Juni 2021 – 20 Uhr 

Kulturraum Bau3, Basel | 26. Juni 2021 – 20 Uhr 

Kulturraum Bau3, Basel | 27. Juni 2021 – 20 Uhr 

Kulturraum Bau3, Basel | 29. Juni 2021 – 20 Uhr 

Kulturraum Bau3, Basel | 30. Juni 2021 – 20 Uhr 

Kulturraum Bau3, Basel |    2. Juli 2021 – 20 Uhr 

Kulturraum Bau3, Basel |    3. Juli 2021 – 20 Uhr   

Lesung

Horváth – Novellen und Sportmärchen 

Schauspielschule Basel   | 11. Juni 2021 – 19:30 Uhr

Kulturraum Bau3, Basel | 18. Juni 2021 – 19:30 Uhr 

Die Mitwirkenden

David-Jonas Frei (*1985) – Albert 

Im Spielfilm «Schlechte Helden» spielt er die Hauptrolle. Der Basler David-Jonas Frei absolviert die Schauspielausbildung am Michael Tschechow Studio Berlin und ist seither in der Theater- und Filmszene präsent, u.a. als Shakespeare-Interpret in «Viel Lärm um Nichts» im Park, Wien, als Romeo in der Komödie Leipzig und Lysander im «Sommernachtstraum». In «Campground» bestritt Frei über 400 Vorstellungen in Grossbritannien. David-Jonas Frei moderiert beim Filmfestival «Achtung Berlin» und an der Berlinale. Seit Anfang 2020 ist er mit dem Tourneetheater Fürth in «Ein Hauch von Frühling» von Samuel Taylor in Deutschland und der Schweiz unterwegs, www.wikipedia.org/davidjonas-frei

 

Jasmin Wenger (*1993) –  Irene 

 Sie ist Schauspielerin, Autorin, Sängerin, Tänzerin. Die Baslerin schrieb sowohl Stücke wie auch Hörspiele und trat seit ihrem Abschluss an der Schauspielschule Basel, 2016, in verschiedenen Filmprojekten und Werbespots oder als Sprecherin in Hörspielen auf: «Kurze Zeit in Saus und Braus oder das Himmelfahrtskommando», «Das Spukschloss», «Die andere Seite der Wahrheit oder durch den Sumpf» sind nur einige der Produktionen von Constantin Wiedemann, in denen die junge, höchst vielseitige Schauspielerin mitwirkt, www.jasminwenger.com

 

​​Silvio Bruder (*1982) – Ernst 

 

Im Short-Film «Der Menschenhüter» von Nico Drechsler, 2019, zeigt Silvio Bruder eindrücklich sein schauspielerisches Können. Seit dem Abschluss des Schauspielstudiums an der Schauspielschule Basel ist Silvio Bruder in unterschiedlichen Rollen zu sehen – in Kurzfilmen, Werbespots und Theaterstücken: «An den Rollen zu wachsen und sie wieder zu verlieren – der schmale Grat zwischen Schein und Sein: Das ist, was mich schon immer faszinierte.». Der Short-Film «Der Menschenhüter» ist auf Silvios Website zu sehen, www.silviobruder.ch 

 

Anja Schlegel (*1992) – Unbekannte

Nach dem Gymnasium absolviert die 1992 geborene Baslerin an der Schauspielschule Basel die vierjährige Ausbildung zur Schauspielerin. Seit Abschluss ihres Studiums, 2015, ist Anja Schlegel als freischaffende Künstlerin tätig. 2018 gründet sie gemeinsam mit Bühnen- und Regiekollegen den unabhängigen Verein Freie Bühne Basel, der sich die Förderung der Bühnenkünste zum Ziel setzt. Neben der Bühne arbeitet die Künstlerin im sozialen Bereich. 

 

Dagmar Wagner, Regie

Ihre erste Regiearbeit war «Kaspar» von Peter Handke. Die Ausbildung zur Regisseurin schliesst Dagmar Wagner an der Schauspielschule Basel nach einer Hospitanz am Schlossparktheater Berlin ab. Die in Hannover geborene, seit vielen Jahren in Basel wohnhafte und eingebürgerte Theater-Regisseurin war nach dem Studium der Chemie als Managerin in der Pharma-Industrie tätig. Ihr Knowhow aus Management und Organisationsentwicklung lässt sie mit Herzblut in die Regiearbeit einfliessen. 

 

Olaf Bockemühl, Theater-Coaching

Er studiert Regie und Schauspiel am Max Reinhardt Seminar Wien und an der Novalis Schule Stuttgart. Er arbeitet als Schauspieler und Regieassistent am Staatstheater Stuttgart bei Michael Gruner, hierauf als freier Regisseur an verschiedenen Staats- und Stadttheatern und in freien Produktionen, u.a. in Stuttgart, Oldenburg, Essen, Berlin, Hamburg, Bremen, Kassel, Basel. 

Zu seinen wichtigsten Inszenierungen zählen: «Der Tod und das Mädchen» von Ariel Dorfman, Büchners «Lenz»,  «Furcht und Hoffnung in Deutschland» von F. X. Kroetz, «Angels in America» von Tony Kushner, Carl Sternheims «Die Kassette», «Glückliche Tage» von Samuel Beckett, «Die Glasmenagerie» von Tennessee Williams und «Odysseus/Ulysses» von Homer/Joyce. 

Olaf Bockemühl gründet 2009 mit Pierre Tabouret die Schauspielschule Basel. Hier inszeniert er u.a. «Fräulein Else» von Schnitzler, Tschechovs «Onkel Vanja», «Michelino» und «Das Bühnentürl»  von Jasmin Wenger, Sophokles‘ «Elektra», Strindbergs «Fräulein Julie» und Ibsens «Gespenster».

 

​Claudia Rettore, Produktionsleitung

 

Als freie Kulturmanagerin MAS realisiert sie Projekte und Publikationen im Bereich der klassischen und experimentellen Musik, der bildenden Künste, der Museen, der Bühne und Literatur. Aktuell ist sie bei der CIS-Konzertreihe Basel, beim Zürcher Fortepiano Festival «Flügelschläge», bei der Kunstmesse FATart | women* in arts wie auch in der Klangkunst-Szene engagiert. Zuvor leitete sie mehrere Jahre lang Bildungsprojekte im Auftrag von Bund und Kantonen. Die Ethnologin, Sprachwissenschaftlerin und Germanistin schloss ihr Universitätsstudium bei Peter von Matt in Neuer Deutscher Literatur ab.

Wir danken für die wertvolle Unterstützung

Kanton Basel-Stadt (Swisslos-Fonds)

Willy A. und Hedwig Bachofen-Henn-Stiftung

Stiftung Scheidegger-Thommen

Sulger-Stiftung

hibou-Stiftung

Goethe-Stiftung für Kunst und Wissenschaft

bottom of page